Liebe lässt mich oft an Blut denken. Finden Sie nicht, dass sie sich recht ähnlich sind? Blut ist nur schön und symbolträchtig, solange es an Ort und Stelle bleibt, sobald wir es aber auf jemandes Gesicht verschmiert sehen oder eingetrocknet auf einem Handtuch stößt uns das ab, weil unser Denken die Lücken sofort mit Gewalt und Kontrollverlust füllt. Liebe, genau wie Blut, muss eine Geschichte sein, die wir erzählen können. Wenn man sie aus den Bilderrahmen und Venen, in die wir sie hineingezwungen haben, befreit, kommt es zur Hysterie, und man versucht mit aller Gewalt, sie dorthin zurück zu zwingen, wo sie hingehört, um das Ansteckende zu bändigen, denn gleich dem Blut gibt die Liebe Leben, und doch steckt in beiden auch all das was uns umbringt, vor dem wir Angst haben. Es gibt so etwas wie eine Hygiene in der Liebe finden Sie nicht? Genau wie ich nicht durch die Gegend laufen kann und mein Blut überall hinschmieren kann, kann ich auch nicht durch die Gegend laufen und lieben wie es mir gerade passt. Das Blut auf der Straße könnte von irgendwem sein, es ist nicht sofort klar ob es von einem Menschen oder Tier stammt, und wir wissen nicht mal, wie es da hingekommen ist, ob es einen Schuldigen gibt oder ob sich jemand selbst etwas angetan hat, weil es einfach nicht mehr auszuhalten war. Ob eine Waffe oder schlicht die eigenen Zähne verwendet wurden. Blut auf der Straße bedeutet Aufruhr, genau wie Liebe, die aus dem Rahmen fällt.
Looking for Maria Stuart (2022)
nach Franziska Steiof & Stefan Zweig
Schauspiel: Renée Stulz, Dalida Fritzi Donau
Live Musik: Kira Hummen